Was Schützenscheiben erzählen

Eines der wohl bekanntesten Motive auf meist oberbayerischen Schützenscheiben der Gründerzeit war die „Schützenliesl“. Es war der bekannte Maler Friedrich August von Kaulbach, der es nach dem Vorbild der Kellnerin Coletta Möritz (1860-1953) im Jahre 1881 malte. Er wurde 1878 auf die junge Kellnerin beim Sternecker-Bräu im Tal in München aufmerksam und fertigte zunächst eine Skizze, aus der später sein Monumentalgemälde am Turm der Festhalle „Schützenliesl“ im Jahr 1881 zum 7. Bundesschießen wurde. Im Lauf der folgenden Jahrzehnte zierte die Schützenliesl viele Postkarten, Pfeifenköpfe, Schnupftabakdose, Geschirr, Bierkrüge und eben auch Schützenscheiben. So war das Bild auch das Werbelogo der Münchner Kindl Brauerei, welche in die Sternecker-Bräu aufgegangen war, später dann Löwenbräu.

Coletta ist auf einem Bierfass balancierend mit wehenden Zöpfen, einer kleinen Schützenscheibe als Kopfbedeckung, schäumenden Maßkrügen in den Händen, einem Brotzeitradi unter dem Schürzenlatz, offenherzigem Dekolleté und gewinnendem Lächeln dargestellt.

Coletta Möritz ließ ihre Darstellung als geschütztes Warenzeichen bereits 1882 eintragen. Heute liegen die Markenrechte bei der Spaten-Franziskaner-Bräu GmbH München. Doch zurück zum Maler F. A. von Kaulbach, der zwar für die Gestaltung der Festhalle entlohnt wurde, aber von dem Wohlstand der „Markeninhaberin“ keinen Pfennig sah. Vermutlich rächte er sich, indem er zum 15. Bundesschießen 1906 eine Festkarte „Die alte Schützenliesl“ gestaltete und vertrieb.

Coletta heiratete alsbald - als berühmte Werbeikone – den Wirt Franz Xaver Buchner, gebar zwölf Kinder und führte als Wirtin verschiedene Münchner Großgaststätten. 1898 bis 1904 sogar zwei Gasthäuser in Straßburg im Elsaß. Coletta Möritz inspirierte auch den Komponisten Gerhard Winkler auf den Text von Fini Busch und Fred Rauch zu dem Lied „Schützenliesl“: Dieses Oktoberfestlied gehört seit 1952 mit den drei Paukenschlägen zum festen Repertoire der Wiesnkapellen.

"Schützenliesel, dreimal hat's gekracht
Schützenliesel, du hast mir das Glück gebracht
Ja Schützenliesel, dafür dank' ich dir!

Jetzt bin ich der Schützenkönig
Und du bleibst bei mir!
Immer wenn du dich jetzt küßen läßt
Denk ich an das Schützenfest!“

Als Coletta ihre letzte Ruhestätte auf dem Münchener Waldfriedhof (November 1953) fand, begleiteten sie die Münchner und Oberbayerischen Schützen.

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