Bereits vor dem zweiten Kaiserreich (1852 – 1870) – also noch im Heiligen römischen Reich Deutscher Nation – war das Motiv der Germania, als Ausdruck der gesamtdeutschen Tendenzen in der Schützenbewegung, öfters auf Schützenscheiben dargestellt.
So auf unserer Scheibe, die wohl um 1865 gemalt wurde, mit dem Gedanken nach Wunsch und Einigkeit im „Reich“. Mit der Personifikation der „Germania“ war immer Ausdruck der Entwicklung des deutschen Nationalbewusstseins verbunden.
Aber auch nach der Reichsgründung 1871 projizierte jede Gruppe der Gesellschaft ihre eigene Vorstellung auf das Erscheinungsbild der Germania (sh. auch unsere Scheibe: „Germania und die Wacht am Rhein“).
So sehen wir sie auf unserer Schützenscheibe in den kaiserlichen Krönungsmantel gehüllt unter einer Eiche sitzen, auf dem Schoß ein Buch (Reichsgesetz der Goldenen Bulle?) und das Reichsschwert. In der linken Hand den Schild mit dem Doppeladler und zu ihrer Rechten liegt die Kaiserkrone.
Vielleicht hängt es mit dem Entstehungsort der Scheibe im protestantischen Bayreuth zusammen, dass in den sieben Wappen zu ihren Füßen keine Kurfürstlichen Wappen auf- genommen sind.
Es sind die der weltlichen „Kaiserwähler“: von Pfalz-Bayern, Baden, Böhmen, Brandenburg (hier fälschlich als preußischer Adler!), Sachsen, Hessen-Kassel und Braunschweig-Hannover.
Der Farbauftrag auf Papier/Pergament hat nahezu 160 Jahre einigermaßen überdauert, wenn mittlerweile auch restauriert und war bei der Landesausstellung im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg (2000) als Leihgabe unserer Gilden zu besichtigen.